Dieses Jahr war ein außergewöhnliches Jahr, ein außergewöhnliches Jahr einer Pandemie für uns alle, mit diversen persönlichen Herausforderungen aber auch einigen Hürden für das Wirtschaftsleben, den Kulturbetrieb und damit auch für diesen Wettbewerb. Umso mehr freut es uns, dass wir nun ein Ergebnis vorlegen und Hoffnung für die Zukunft machen können. Die Ereignisse der vergangenen Monate haben aber auch gezeigt, dass nichts selbstverständlich ist: keinesfalls ein 10-jähriges Jubiläum eines Lyrik-Projektes, vor allem aber nicht Gesundheit, Freiheit, Demokratie und Leben. Dennoch wollen wir dieses Forum nutzen, um diesen Meilenstein unseres internationalen Literaturwettbewerbs ein wenig mit Euch zu feiern. In diesem historischen Jahr wurde der Lyrische Lorbeer nämlich zum zehnten Mal ausgeschrieben und seine schillernden literarischen Blüten wieder zu einem Kranz geflochten und in einer abwechslungsreichen Anthologie arrangiert. Im Laufe der Jahre wurden weit über 3000 Gedichte in den Sammelbänden der ausgewählten Werke in der Buchreihe des Bielefelder Lorbeer-Verlags veröffentlicht. Über 7000 Einsendungen waren nicht nur aus den deutschsprachigen Ländern und Regionen, sondern aus ganz Europa oder gar der Welt als Bewerbung beim Lektorat eingegangen. Eine solche Quote hat natürlich mehr Absagen als Zusagen zur Folge und unter vielen lesenswerten Gedichten schaffen es letztlich nur wenige herausragende aufs Siegerpodium. Daher sollte sich niemand zu lange darüber ärgern, wenn er/sie es einmal nicht geschafft hat, abgedruckt oder für die Top-100 nominiert zu werden. Der Spaß an der Literatur und das Austoben auf der lyrischen Spielwiese, sowie die schrittweise Entfaltung des eigenen literarischen Potentials sollte als individuelle Bereicherung im Mittelpunkt des Wettbewerbs stehen. Mit seiner Wertschätzung für den einzelnen Beitrag und dem "Erzählen einer Geschichte" anhand eines roten Fadens, der von Text zu Text durch die Bücher führt, hebt sich der Lyrische Lorbeer auch von anderen Wettbewerbsreihen deutlich ab. Aufgrund des Kompositionsprinzips und der damit verbundenen Puzzlearbeit ergibt sich natürlich ein hoher zeitlicher, aber zugunsten der Lesbarkeit lohnenswerter Aufwand, um dem Chaos und der Vielfalt eine Sinnhaftigkeit zu verleihen und Interpretationsvorschläge anzubieten. Diese müssen nicht immer zwangsläufig mit der (Ursprungs-)Intention der Autoren zusammenfallen, können aber für die Urheber auch Uneindeutigkeiten reflektierten. Daher ist es für viele Autoren mit Werken vielschichtiger Themenfelder auch immer wieder spannend, in welchem Kontext sie ihr Gedicht am Ende verorten können.
Allen, die den Lyrischen Lorbeer in der Vergangenheit - zum Teil bereits ein ganzes Jahrzehnt - in gegenseitigem Vertrauen begleitet und unterstützt haben, sei hiermit ein Dickes Dankeschön ausgesprochen.
Auch in diesem Jahr haben wieder über 800 AutorInnen aus einem Dutzend Ländern am Wettbewerb teilgenommen und sich um den Lyrischen Lorbeer in Gold, Silber und Bronze beworben. Neben zahlreichen Einsendungen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichten den Verlag auch Gedichte aus Italien, Luxemburg, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Bulgarien, Polen, Norwegen und der Dominikanischen Republik. Besonders schön ist, dass sich mit Roman Brendel, Mateusz Gawlik, Mona Goertz, Dr. Arnd Herrmann, Marina Maggio, Karin Posth, Thomas Rackwitz, Wilhelm Rager, Kaia Rose und Volker Teodorczyk zehn der bisherigen 26 GewinnerInnen auch in diesem Jahr erneut der Konkurrenz gestellt haben. Erinnern möchten wir in diesem Zusammenhang auch an Barbara Gregor und Michael Starcke, die viel zu früh verstorben sind und das leider nicht mehr können. Auch das zeigt wie zerbrechlich das Leben selbst abseits von Corona ist.
Da Covid-19, Lockdown, Maskenpflicht und Schutzverordnungen die bestimmenden Themen des Jahres waren und das auch an den Einsendungen abzulesen war, haben wir uns wenig überraschend für einen Titel aus diesem Bereich entschieden und die frisch entstandene Anthologie "Poetica Pandemica" getauft. Dabei dreht sich längst nicht alles nur um Pandemie. Gesellschaftliche Debatten sowie die tatsächliche Lebenswirklichkeit der Schreibenden wird manchmal von dem Virus nur peripher tangiert, da sie von noch gewaltigeren emotionalen Ereignissen oder auch Erinnerungen überlagert werden oder Alltagsprobleme in einer Welt der Fantaise und Poetik mitunter gut ausgeblendet werden können. Das Buch ist also das gewohnte Kaleidoskop zeitgenössischer Dichtung mit prägenden "lyrischen Erzählsträngen" zur pandemischen Gefühlslage. Auch die Siegertexte sind nur indirekt mit der aktuellen Krise verknüpft. Das mindert aber keinesfalls ihren literarischen Wert:
Der Lyrische Lorbeer in Gold, wird in diesem Jahr Martin Schatke aus Bedburg verliehen. In seinem freien Achtzeiler digitales dasein gelingt ihn in minimalistischer, kreativer und moderner Sprache unreflektiertes Nutzungsverhalten im Bereich der "Neuen Medien" aufzuzeigen und Inhalte perfekt zu komprimieren. Seine Metaphern bilden ein zusammenhängendes Cluster, das die Gefahren digitaler Parallelwelten auf positive und humorvolle Weise kommentiert und vor "fakefischflossen" warnt.
Auch Herta Dietrich aus dem mittelfränkischen Kurort Bad Windsheim gelingt es im metaphorischen Sinne Nackt in die Heimat der Sprache zu schlüpfen und sich angesichts der Herausforderungen des Lebens in die "dornige Weichheit der Liebe" zu flüchten. Aus ihren Worten spricht ein essentieller Erfahrungsschatz, der individuelle Weisheiten und intensiv nachfühlbare Emotionen trotz einer gewissen sprachlichen Impulsivität und gedanklichen Größe in eine klare dichterische Form verpackt. Herzlichen Glückwunsch zum Lyrischen Lorbeer in Silber.
Als eine Meisterin der bildlich-symbolischen Verdichtung, Kompression und atmosphärischen Gestaltung wird Regina Jarisch aus dem thüringischen Weimar mit dem Lyrischen Lorbeer in Bronze geehrt. In ihrem Gedicht wenn du gegangen bist wird ein Lyrisches Ich zum Nachlassverwalter in einem Todesfall. Trauer, Erinnerung und Bewältigung vermischen sich zu einem authentisch wirkenden, poetischen Stillleben, obwohl die "Reißwölfe" unaufhörlich arbeiten. Ein Gefühl von Beklemmung lässt sich trotz "frischen Windes" auch als Leser nicht abschütteln. Jarisch legt den Finger zärtlich in die Wunde der eigenen Vergänglichkeit.
Einen herzlichen Glückwunsch an die drei Gewinner!
Eine Rangliste der 100 Top-Platzierungen finden Sie unten. Insgesamt werden die besten 320 Gedichte in der Anthologie unter dem Titel Poetica Pandemica veröffentlicht, die im Verlagsshop bis zum 06.12.2020 zum vergünstigten Subskriptionspreis vorbestellt werden kann. Danach wird der Verkaufspreis 19,95€ betragen.
Die Topplatzierungen erreichten folgende Lyriker/innen: